
Judentum, Christentum und Islam treffen wohl in keinem anderen Wiener Bezirk so aufeinander wie in der Leopoldstadt. Kosher-Märkte, Bazars und ganz normale Einkaufsläden zeugen nicht nur von einer religiösen, sondern auch von einer damit zusammenhängenden kulturellen Vielfalt.
Die Gegenwart der jüdischen Wurzeln
"Unsere jüdischen Wurzeln sind hier ständig gegenwärtig", so der Dechant des Stadtdekanats 2 Ferenc Simon. "Viele junge jüdische Familien, die meistens aus Russland kommen, haben sich im 2. Bezirk angesiedelt, darüber hinaus befindet sich hier auch das jüdische Kulturinstitut", berichtet Dechant Simon. Allerdings brauche die Kontaktaufnahme auch eine gewisse Zeit und eine gute Vorbereitung, da viele jüdische Einwanderer nur russisch sprechen.
Runder Tisch mit den Religionsgemeinschaften

Aber nicht nur mit den Menschen jüdischen Glaubens, sondern auch mit den zahlreichen muslimischen Einwanderern suche man den Kontakt, betont Dechant Simon. Vor allem mit dem islamischen "Institut für Dialog: Friede" ist ein regelmäßiger Austausch vorhanden. Um diese Kontaktaufnahme auszubauen und weiter zu erleichtern, plane er deshalb auch einen runden Tisch zu gründen, wo Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften sich regelmäßig treffen können.
Aktion "Verwandtenbesuche"
Die Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen spiele in einem multikulturellen und multireligiösen Bezirk natürlich auch eine bedeutenden Rolle. Aus diesem Grund habe man die Aktion "Verwandtenbesuche" gestartet. "Angehörige der verschiedenen christlichen Kirchen haben sich gegenseiteig besucht, es wurde Kirchenführungen angeboten und der gegenseitige Erfahrungsaustausch gefördert", berichtet Dechant Simon. Dieses Modell der "Verwandtenbesuche" möchte der Dechant auch auf andere religiöse Gemeinschaften ausweiten. Als äußerst positiv bewertet Dechant Simon den Kontakt zu den evangelischen Gemeinden: "Die Dekanatskonferenzen werden zum Teil auch bei den evangelischen Pfarren abgehalten, somit wird jeder in das Geschehen der anderen miteinbezogen." Information wird im Stadtdekanat 2 groß geschrieben. So gibt es auch eine eigene Dekanatshomepage.
"Motivieren, sich zu profilieren"

Die Pfarrkirche Am Tabor steht zwischen zwei fünfgeschossige Wohntrakten.
"Jugendkirche ist möglich"
Dechant Simon freut sich über die hervorragende Jugendarbeit, die in seinem Dekanat geboten wird. "Vor allem im Pfarrverband St. Josef-St. Leopold zeigt sich, dass eine Jugendkirche möglich ist, denn die monatlichen Jugendmessen sind immer sehr gut besucht", so Dechant Simon. Viele Jugendliche zeigen auch Eigeninitiative. So wurde in der Pfarre Am Schüttel ein Entwicklungshilfeclub ins Leben gerufen, der zwar sehr eigenständig agiere, sich dennoch in der Gemeinde beheimatet wüsste. Durch ein Dekanatsfußballturnier erhofft sich Moderator Simon darüber hinaus nun auch einen Anstoß für eine Jugendarbeit, die die Pfarrgrenzen überschreitet.
Die "Lange Nacht der Kirchen" im Dekanat 2

"Für die Seelsorge sind heute auch pfarrübergreifende Aktionen wesentlich."
Pfarrübergreifende Projekte
Das Zukunftsprojekt der Diözese "Weltkirche am Ort" will Dechant Ferenc Simon in seinem Dekanat noch stärker verwirklicht sehen, hierzu dienen natürlich auch pfarrübergreifende Projekte. Eines dieser Projekte könne ein Selbstverteidigungskurs für Frauen und Kinder sein. "Das Selbstverteidigungssystem nennt sich Krav Maga. Ich selbst betreibe diesen Sport", erzählt Dechant Ferenc Simon. Natürlich diene solch ein Sport vor allem dazu, sich zu wehren. Aber neben der praktischen Relevanz gehe es auch darum, etwas für den Körper zu tun und bei jeglicher Seelsorge die Leiblichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.